24.06.2019

Maturantenumfrage der IV Burgenland

Die IV Burgenland und die Bildungsdirektion Burgenland haben heuer bereits zum vierten Mal eine Befragung unter allen Burgenländischen Maturanten des aktuellen Jahrganges durchgeführt. An der im April und Mai durchgeführte Studie beteiligten sich insgesamt 378 Maturantinnen und Maturanten aus allen maturaführenden Schulen Burgenlands. Dies entspricht einer Rücklaufquote von rund einem Fünftel.

Die Fragen hatten den Fokus auf:

Schul- und bildungsrelevante Ergebnisse: Fragen zu Schule, Schultyp, Lehrinhalte, Lehrpersonen, Informationsstand zu Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten.

Ergebnisse zu Entscheidungsfindung, Arbeitsleben und Wirtschaft an Schulen: Fragen zu Berufseinstieg, Entscheidungsfindung, zukünftigem Arbeitsleben, Wirtschaftszweigen, Unternehmertum und Wirtschaft an Schulen. Die Ergebnisse sind Grundlage für bildungspolitische Maßnahmen.

„Als oberste Bildungsbehörde im Land ist es das wichtigste Anliegen, dass Schülerinnen und Schüler auf höchstem Niveau ausgebildet und die Ansprüche auf eine pädagogisch und didaktisch wertvolle Unterrichtsgestaltung erfüllt werden. Zufriedenheit mit dem Bildungssystem sowie den zugehörigen Bildungseinrichtungen ist das Um und Auf für einen erfolgreichen Bildungsweg“, lautet das Credo von Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz. Zufriedenheit herrscht auch bei den heimischen Maturantinnen und Maturanten – 74,86 Prozent zufrieden – wie die Umfrage klar verdeutlicht. Allgemeinbildung, Sprachausbildung, die Vermittlung fachspezifischen Wissens, Praxisbezug und die Vorbereitung auf den künftigen Lebensweg erachten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von morgen für wichtig. Kompetenzen, die ihnen während ihrer Ausbildungszeit in den unterschiedlichen Schultypen fachspezifisch mit auf den Weg gegeben und von den Schülerinnen und Schülern auch entsprechend gewürdigt werden. Immerhin 67 Prozent der Befragten würden den von ihnen gewählten Schultyp erneut besuchen, aber auch die alternative Ausbildungsmöglichkeit „Lehre mit Matura“ scheint mit rund 25 Prozent die Neugierde der jungen Generation geweckt zu haben.

Schwerpunktsetzungen auf Praxisbezug und Berufsvorbereitung werden von nahezu der Hälfte der befragten Maturantinnen und Maturanten gewünscht, „die Vorbereitung auf den nahenden Arbeitsalltag darf nicht außer Acht gelassen werden. In unzähligen Projekten und Kooperationen wird auf die Bedürfnisse der jungen Erwachsenen und der Herausforderungen ihrer neuen Lebensabschnitte eingegangen. Von der umfassenden Ausbildung der burgenländischen Bildungseinrichtungen können sie enorm profitieren und vieles davon mitnehmen“, sagt Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz.

Was Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz neben der durchwegs positiv vorherrschenden Stimmungslage besonders erfreut ist das Ergebnis über die Zufriedenheit der Befragten mit dem Lehrpersonal (79,51 Prozent). „Wir haben durch die wissenschaftliche Umfrage sehr wertvolles Feedback erhalten. Sowohl positive als auch kritische Meinungen spornen uns tagtäglich an und zeigen, dass wir letztendlich auf dem richtigen Weg sind. Wir werden unsere Aufgabe als Wissensvermittler und Pädagoginnen und Pädagogen auch weiterhin im höchsten Ausmaß wahrnehmen, so wie es bisher bereits getan haben“, so der Bildungsdirektor abschließend.

Die meisten Maturanten (42 Prozent) sehen sich nach Matura oder dem Zivildienst an einer Universität (2016 – 39 Prozent), 28 Prozent planen den Berufseinstieg (22), 18 Prozent gehen an eine Fachhochschule (12) und gute 12 Prozent wollen einen Auslandaufenthalt (3) anschließen. Fast 17 Prozent sind noch unentschlossen.

Beim Universitätsstudium liegt örtlich eindeutig Wien (70) vor Graz. Nach den Fächern befragt, hat das Lehramt die Nase vor den Naturwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften und der Technik.

Bei den Fachhochschulstudiengängen wollen 21 Prozent in die Gesundheitswissenschaften, 19 Prozent in die Wirtschaftswissenschaften und 16 Prozent (32) streben ein technisches Studium an. Auch hier zieht es 41 Prozent an eine FH in Wien, 29 Prozent bleiben im Burgenland und 11 Prozent gehen nach Niederösterreich.

Immerhin 64 Befragte wollen eine Lehre im Gewerbe, Banken, Industrie oder Tourismus machen. 29 Befragte würden sich heute gleich für den Ausbildungsweg der Lehre entscheiden.

„Den Jugendlichen stehen nach der Matura viele Türen offen. Ausschlaggebend für die Wahl des Berufes ist vor allem das persönliche Interesse, Karrieremöglichkeiten, das zu erwartende Einkommen und die Arbeitsplatzsicherheit. Ausschlaggebend für den gewünschten Arbeitsplatz sind besonders ein gutes Arbeitsklima, ein gutes Einkommen, berufliche Herausforderung und viel Freizeit. Hier hätte die Industrie viel zu bieten. Besonders Mitarbeiter im technischen Bereich sind gefragt. Gerade hier entscheiden sich nur mehr die Hälfte der zukünftigen Fachhochschüler im Vergleich zu 2016 für ein technisches Studium. Mehr technische Studienmöglichkeiten an unserer Fachhochschule würden sicher positiv dazu beitragen, dass wieder vermehrt junge Menschen diesen Weg einschlagen“, so IV Präsident Manfred Gerger.

Guter Wirtschaftsstandort, Industrie wird noch immer unterschätzt

Obwohl mehr als 45 Prozent (34) der Befragten dem Wirtschaftsstandort Burgenland ein sehr gutes oder gutes Zeugnis ausstellen und das auch so bleiben wird, schätzen sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach der Ausbildung etwas schlechter ein, als bei der letzten Umfrage. Aber 50 Prozent rechnen mit einer guten Chance auf einen Job.

Auf die Frage nach der Bedeutung der einzelnen Branchen für den Wohlstand im Burgenland nähern sich die Werte zwar an. Nach Meinung der Maturanten liegt aber hier der Handel, das Gewerbe, der Tourismus und die Landwirtschaft noch vor der Industrie. Tatsächlich trägt die Industrie im Burgenland rund 17 Prozent zum Landes -BIP bei. Weit dahinter, im einstelligen Bereich kommen Tourismus und Landwirtschaft.

Aber die heimische Industrie schätzen die jungen Leute als sehr erfolgreich, qualitätsorientiert und innovativ ein. Sie sehen auch das Engagement für die Gesellschaft und Umweltschutz und halten die Industrie für einen attraktiven Arbeitgeber.

„Die jungen Leute sehen das Burgenland nicht mehr ausschließlich als Tourismus- und Landwirtschaftsland, auch liegen die Ergebnisse knapp beieinander. Trotzdem ist die Bedeutung der Industrie noch nicht ganz in den Köpfen angekommen. Erfreulich ist die positive Einschätzung der Leistungen der burgenländischen Industrie. Unser Weg, verstärkt Wirtschaftswissen in die Schulen zu bringen, zeigt Früchte. Ich hoffe, dass die Kooperation mit den Schulen weiter so positiv angenommen und verstärkt wird“, analysiert der IV Präsident.

Berufsorientierung und Praxisvermittlung an den höheren Schulen – eine Challenge!

Geht es nach den Maturanten, sollten Praxisbezug, Berufsvorbereitung und Allgemeinwissen einen größeren Stellenwert im Fächerkanon ihrer Schulen erhalten. Immerhin geben sie an, dass ihre Lehrer nach dem Internet die wichtigsten Auskunftsgeber für ihren beruflichen Werdegang sind und die gebotene Berufsorientierung an den Schulen zu 70 Prozent nicht zur Berufsentscheidung beigetragen hat. Die Maturanten wünschen sich mehr Infos über Studien- oder Berufsmöglichkeiten, Schnuppertage an Unis, Fachhochschulen und Unternehmen.

Kontakt zu Unternehmen gibt es vor allem durch Pflichtpraktika, Ferialjobs, Exkursionen. „Tage der offenen Tür“ und Schnuppertage geben guten Einblick in die Praxis.

„Es ist Zeit, auch in Höheren Schulen Berufsorientierung verstärkt zuzulassen. Der Kontakt zu den HTL´s und HAK´s funktioniert sehr gut, die AHS haben noch ein wenig Berührungsängste mit der Wirtschaft. Aber es geht nicht darum, Schüler abzuwerben, sondern ihnen die vielfältigen Perspektiven und Möglichkeiten der Arbeitswelt aufzuzeigen. Die Wirtschaft und die Unis haben hier viel zu bieten. Das sollte vermittelt werden“, fordert Manfred Gerger, den Wünschen der Schülerinnen und Schüler nach mehr Beratung – auch an AHS - nachzukommen.

Maturanten sind glühende Europäer

Standen 2016 77 Prozent hinter dem Europäischen Gedanken, sehen sich diesmal 90 Prozent der befragten Maturanten als EU-Befürworter. Dass besonders das Burgenland vom EU-Beitritt profitiert hat, ist für 90 Prozent Tatsache!

„Unsere jungen Menschen sind als Europäer geboren und aufgewachsen. Sie schätzen die Freiheiten und das Leben in einem Europa ohne Grenzen“, freut sich der IV Präsident über das klare Bekenntnis zu Europa, welches sich auch in der letzten EU- Wahl widergespiegelt hat.

 

Text und Foto: Bildungsdirektion Burgenland