Ab 2020: SchulsozialarbeiterInnen für das Burgenland

Landesregierung setzt SchulsozialarbeiterInnen in Bezirkshauptmannschaften ein – moderne und effiziente Strukturen für das Burgenland

(Eisenstadt, 19. November 2019) – Das moderne burgenländische Schulsystem zeichnet sich durch kontinuierliche Weiterentwicklung aus. Dies stellt einen wesentlichen Qualitätsfaktor an den Schulstandorten dar. Schlechtes Klassenklima, schwierige Familienverhältnisse, Mobbing und individuelle Problemlagen können die Lern- und Leistungsbereitschaft von Schülerinnen und Schülern beeinträchtigen. „An den burgenländischen Bezirkshauptmannschaften werden im kommenden Jahr die ersten Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter ihre Arbeit aufnehmen“, erklären Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Soziallandesrat Christian Illedits und Bildungslandesrätin Daniela Winkler unisono.

Die Implementierung an den Bezirkshauptmannschaften ermöglicht es den zukünftigen Vertrauenspersonen, je einen Fuß in- und außerhalb der Schulareale zu haben, so die Mandatare. „Die Angebotspalette für Unterstützungsleistungen im sozialen und schulischen bzw. pädagogischen Bereich ist im Burgenland breit, die Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sollen hier eine koordinierende Drehscheiben-Funktion übernehmen“, präzisiert Prof.(FH) Mag.(FH) Manfred Tauchner, der an der Fachhochschule Burgenland Soziale Arbeit lehrt und die Bedarfserhebung im Vorfeld der Umsetzung vornahm. Damit werde ein erster wichtiger Schritt gemacht, stimmen FH Burgenland und Landesregierung überein.

Moderne Bildung beschränkt sich nicht auf die Vermittlung von Fakten und fachlichen Fähigkeiten, vielmehr muss sie auch die Sozial- und Lernkompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken. In besonderen Konfliktkonstellationen und Problemstellungen wie Gewaltbereitschaft und Drogenmissbrauch haben es Lehrpersonen alleine oft schwer. In solchen Fällen leistet Schulsozialarbeit einen wesentlichen Beitrag zur individuellen und gruppenspezifischen Konfliktlösung.
„Die Folgekosten durch Schulabbrüche, das Nichterlangung einer Berufsausbildung, spätere Arbeitslosigkeit und auch das Abgleiten in die Mindestsicherung gilt es mit dieser Maßnahme entgegenzuwirken“, argumentiert Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, „denn jede Person ohne entsprechende Schul- und Berufsausbildung schlägt sich in Zukunft mit Ausgaben im Sozialbereich von bis zu 270.000 Euro nieder.“ Soziale Arbeit, die nicht an den Grenzen des Schulareals endet, sondern die betroffenen Kinder bzw. Jugendlichen darüber hinaus begleitet, verspricht Symbiosen, die PädagogInnen, SchülerInnen und Eltern entlasten sollen.

„Präventive und intervenierende Angebote, Partizipation und Chancengerechtigkeit von Kindern und Jugendlichen, Anerkennung von Diversität und Abbau von Benachteiligungen, Früherkennung sozialer Problemlagen sowie die Verbesserung des sozialen Klimas in den Schulen als Lern- und Lebensort sind zentrale Anforderungen und Zielsetzungen, die wir im Burgenland mit der Installierung von Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern erreichen möchten“, so der Appell von Soziallandesrat Christian Illedits.

Als eine „kluge und zukunftsträchtige Investition in die Kinder und Jugendlichen“ bezeichnet auch Landesrätin Daniela Winkler das burgenlandweite Vorhaben, dass „zu einem produktiven Schulklima und zu einer nachhaltigen Reduktion jener 15- bis 24-Jährigen führt, die nicht in Arbeits- oder Ausbildungsverhältnissen stehen“ (sogenannte NEETS).

Die Neuerung erfolgt auf der Grundlage einer Bestands- und Bedarfsanalyse, durchgeführt von der FH Burgenland, wo man die Umsetzung nicht nur als forschende, sondern auch als ausbildende Stelle begrüßt. Am Department Soziale Arbeit lehrt Prof.(FH) Mag.(FH) Manfred Tauchner derzeit rund 130 Studierende. Der vergleichsweise junge Lehrgang zählt bereits 95 AbsolventInnen, die nun um ein potentielles Berufsfeld reicher sind. Die Erhebung der Fachhochschule sieht unterschiedliche Modelle und Ausbaustufen vor, die schrittweise umzusetzen sind. Mit der klaren Entscheidung für den Einsatz der neuen SchulsozialarbeiterInnen sei der wichtigste, der erste Schritt nun genommen, freuen sich Doskozil, Illedits und Winkler.

Schulsozialarbeit ist laut Definition der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit, ein dauerhaft an eine Schule integriertes niederschwelliges Unterstützungsangebot, das Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Entwicklungsprozess bei einer gelingenden Lebensbewältigung professionell begleitet. Dafür kooperiert sie mit Lehrkräften, Erziehungsberechtigten sowie weiteren sozialen und bildungsbezogenen Einrichtungen und fungiert als Schnittstelle zu den außerschulischen Lebenswelten. Durch kontinuierliche Beziehungsangebote an die Zielgruppen können Problemstellungen bereits im Vorfeld erkannt und Unterstützungen in einem möglichst frühen Stadium gewährleistet werden.